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Schwertkunde: Falchion und Malchus

Randerscheinung oder mittelalterliche Modewaffe? Auch wenn Krummschwerter und Säbel unter den mittelalterlichen Blankwaffen gegenüber den zweischneidigen Klingen nur eine Randgruppe bilden, so ragen doch einige Exemplare dieser Hiebwaffen eindrucksvoll hervor. Im Hochmittelalter erscheint plötzlich ein faszinierendes Krummschwert auf der Bildfläche, das Merkmale von Säbel und Einhand-Schwertern zu vereinen scheint: der Falchion.

Der Begriff „Falchion“ leitet sich aus dem lateinischen „falx“ für Sense oder Sichel ab, weitere Bezeichnungen waren im französischen „Fauchon“ und im italienischen „Storta“. Im deutschen Sprachgebrauch war die Bezeichnung „Malchus“ üblich, nach einem Bibelzitat bei Johannes 18,10: „Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohepriesters Knecht und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.“ Mitunter werden Falchion und Malchus als unterschiedliche Schwerter angesehen, letztlich gehören sie jedoch demselben Schwerttypus an, der sich durch eine schwere, einschneidige Hiebklinge auszeichnet, deren Schwerpunkt deutlich zur Spitze hin verlagert ist. Der Falchion spaltet sich grob in zwei Varianten auf:

Typ I besitzt eine gebogene Klinge mit konvexer Spitze („cusped falchion“) und einer teilweise geschärften Rückenschneide, dem Jelmán. Typ II hat ebenfalls eine asymmetrisch gekrümmte Schneide, zeichnet sich aber durch einen durchgängig geraden Rücken aus. Durch die beilförmige Anmutung ist es im englischen Sprachgebrauch auch als „cleaver falchion“ bekannt. Ungleich der zahllosen Funde typisch mittelalterlicher Schwertklingen, haben nur äußerst wenige Falchions die Jahrhunderte überstanden, einige Experten schätzen die Gesamtzahl der bekannten Originale auf etwa ein Dutzend. Dies ist auch der Grund, warum die beiden Kategorien mit jeweils einer ganz bestimmten Waffe gleichgesetzt werden. Der Typ I wurde hauptsächlich durch Ewart Oakeshott als Thorpe-Falchion bekannt, entsprechend einem Original in den Archeology of Norfolk Museums. Krummschwerter wie diese waren bereits ab etwa 1100 in Europa bekannt und wurden vermutlich aus den Erfahrungen der Kreuzzüge von orientalischen Säbeln inspiriert. Sein Gegenpart ist der sogenannte Conyers-Falchion, mit dem der Legende nach Sir John Conyers den Sockburn-Wurm erschlug und dadurch ein Erblehen im englischen Durham erwarb. Dieser Typ II erinnert von seiner Klingenform her eher an eine Abwandlung des frühmittelalterlichen Sax. In Mode gelangten beide Varianten jedoch erst ab dem 14. Jahrhundert und wurden von den bildenden Künsten in zahlreichen Bildwerken adaptiert.

Durch die Diskrepanz der Abbildungen in zahlreichen Kunstwerken und Büchern (wie der Maciejowski-Bibel) und den wenigen archäologischen Funden, wurde zunächst davon ausgegangen, der Falchion wäre von den Künstlern für ihre Werke nur aus ästhetischen Gründen gewählt worden. Doch wie eingehendere Beschäftigungen mit Fechtbüchern des Spätmittelalters und der Renaissance ergaben, war dieses Krummschwert tatsächlich eine beliebte und gängige Kampfwaffe, die sich vom Schwert für einfache Krieger zu einer Modewaffe für Adlige weiterentwickelte. Besondere Popularität widerfuhr ihm in Italien, wo im Laufe der Zeit die Parierstangen immer komplexere Formen annahmen und mit Verzierungen reich geschmückt wurden. Ein prachtvolles Beispiel hierfür ist der Falchion von Cosimo de‘ Medici, das sich in der Wallace Collection findet (Katalog-Nummer A710).

 

In unserem Sortiment finden sich gleich drei Varianten dieser markanten Blankwaffe: Für den Typ I steht stellvertretend die Replik des besagten Thorpe-Falchions, dessen Abmessungen (s.u.) dem Original so nahe wie nur möglich kommen. Die Conyers-Variante wird durch den relativ schmalen Britischen Typ II Falchion repräsentiert, wohingegen die Modewaffe der Renaissance durch unseren Malchus abgedeckt ist, dessen Kreuzgefäß sich bereits zunehmend von mittelalterlichen Formen befreit hat.

Die technischen Daten unseres handgeschmiedeten Thorpe-Falchion im Überblick*:

°Gesamtlänge: 87 cm
°Klingenlänge: 71 cm
°Grifflänge: 10 cm
°Gewicht: 1,23 kg
°Klingenstärke (Basis): 4,2 mm
°Klingenstärke (CoP): 4,4 mm
°Klingenbreite (Basis): 4,4 cm
°Klingenbreite (CoP): 4,5 cm
°Point of Balance (PoB): 11,5 cm
°Center of Percussion (CoP): 26 cm

*Da es sich, wie bei allen unseren Schwertern, um ein handgeschmiedetes Schwert handelt, können die Werte geringfügig abweichen.

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