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Schwertkunde: Die Wikinger

Die Wikinger. Sie gelten bis heute als Inbegriff wilder Krieger, die in der damals bekannten Welt für Angst und Schrecken sorgten, weil sie schier unaufhaltsam plünderten, brandschatzten oder eroberten. Doch nicht nur ihre unbestrittene und durch historische Zeugnisse belegbare kriegerische Natur zeichnete die „Nordmänner“ aus. Heutzutage wissen wir bereits vieles über die Wikinger, was so gar nicht zum Bild des ewig auf Krawall gebürsteten, mit einem Hörner-Helm bewehrten Barbaren passt, dessen einziger Lebensinhalt das gewaltsame Rauben ist!

Die Wikinger waren ohne Zweifel wegen Ihrer Raubzüge gefürchtet. Mit ihren schnellen und sehr manövrierfähigen Langschiffen konnten sie auch viele Flüsse befahren und somit oftmals tief ins Landesinnere vordringen, wo sie ihre Gegner meist weitgehend wehrlos und unvorbereitet überraschten. Das erklärt auch den Erfolg, den die Wikinger mit dieser Strategie jahrhundertelang hatten. Häufig verschwanden sie nach Raub und Plünderung so schnell wie sie gekommen waren, doch insbesondere in weit entlegenen Gebieten fernab der skandinavischen Heimat ließen sie sich auch dauerhaft nieder und wurden sesshaft. Allerdings ist die Bedeutung des Begriffs „Wikinger“ untrennbar mit den zu Schiff ausgeführten Raubzügen verknüpft, weswegen man sesshaft gewordene Bauern oder Handwerker, die keine Raubzüge mehr ausführten, streng genommen auch nicht (mehr) als Wikinger bezeichnen sollte. Aber selbstredend wurden auch von neuen Siedlungen ausgehend oft Raubzüge von Wikingern geführt, während manche Wikinger sesshaft wurden und ihren Job als Plünderer an den Nagel hängten, blieben andere ihrem Beruf bis zum Tode treu.

Das Wikingerschwert

Natürlich spielten die Waffen der Wikinger die zentrale Rolle bei den Raubzügen, sobald sie Ihre Wikingerschiffe verlassen hatten. Denn dann wurde mit Wikingerschwert, Speer oder Wikingeraxt gekämpft. Die Axt war wie das Schwert sehr beliebt und insbesondere bei den weniger Reichen weit verbreitet, die sich kein teures Schwert leisten konnten. Gefürchtet waren die Waffen der Wikinger vor allen Dingen deshalb, weil sie überwiegend von hoher Handwerkskunst zeugten. Unstrittig ist jedoch auch, dass nicht jedes Wikingerschwert so gut wie das andere war, schließlich handelte es sich bei diesen Blankwaffen nicht um Massenproduktionen. Hierüber gibt es bis heute zahlreiche mehr oder weniger umfassende Diskussionen unter Experten, wobei die Meinungen darin mitunter weit auseinandergehen. Das Spektrum reicht dabei von der Annahme, die Schwerter der Wikinger hätten stumpfe Klingen gehabt, bis hin zur Behauptung, die Schwerter der Wikinger waren die schärfsten der Welt!

Die Wahrheit liegt – wie so oft – dazwischen. Zahlreiche verlässliche Untersuchungen des Materials historischer Fundstücke zeigten, dass z. B. der Kohlenstoffgehalt, der für die Härte des Stahls maßgeblich verantwortlich ist, bei verschiedenen Wikingerschwertern sehr unterschiedlich ausfiel. Die Gründe dafür sind (fast) so vielschichtig wie eine Damaszener-Klinge. Denn je nach Herstellungsverfahren und Qualität des Stahls sowie abhängig von der Konstruktionsweise der Schwertklinge variierte das Ergebnis. Selbst Stähle, die ihren Ursprung in der Region des heutigen Afghanistans hatten, wurden mitunter in den Klingen von Wikingerschwertern nachgewiesen. Dies zeigt eindrucksvoll, wie weit das Handelsnetz der Wikinger im Hochmittelalter bereits reichte.

Der Aufbau der Wikingerschwerter verdeutlicht die Weiterentwicklung der Schwerter aus der Zeit der Völkerwanderung. Das oben links gezeigte Spatha Dunkles Mittelalter und das Spatha Typ Vendel sind sehr anschauliche Beispiele für die Evolution der Schwerter in der Zeit des Übergangs von der Spätantike zum Frühen Mittelalter. So sticht die gegenüber dem Spatha Dunkles Mittelalter veränderte Klingengeometrie des Spatha Typ Vendel hervor – insbesondere dessen ausgeprägte Hohlkehle, die für typische Wikingerschwerter der der Vendelzeit (ca. 550 – 800 n. d. Z.) folgenden Jahrhunderte charakteristisch ist. Die Handling-Eigenschaften der Wikingerschwerter waren erstaunlich gut, sie waren dank ausreichender Größe bei verhältnismäßig geringem Gewicht als Hieb- und Stichwaffen gute Allrounder. Ganz zu schweigen davon, wenn Sie eine hervorragende Klinge besaßen, wie etwa die legendären Ulfberht-Schwerter, die im Prinzip so etwas wie ein mittelalterliches Markenprodukt mit erstklassigem Ruf darstellten.

Der Hörner-Helm

Apropos legendär. An dieser Stelle wollen wir gleich mal mit einer Legende (bzw. Irrglauben) aufräumen: Der gehörnte Helm. Wikinger trugen keine Hörner-Helme! Zumindest nicht auf Beutezug oder in der Schlacht. Zwar gibt es vereinzelte Funde von solchen Helmen, die höchstwahrscheinlich Bezug zur „Urkuh“ Audhumbla („die Milchreiche“) nahmen und zu zeremoniellen Anlässen etwa bei der Eheschließung eingesetzt wurden.

Doch im Kampf wäre ein Helm mit Hörnern zumindest hinderlich, im Ernstfall sogar höchst nachteilig gewesen, weshalb die Wikinger auf dem Schlachtfeld – wenn überhaupt – zu Kammhelm, Spangenhelm oder Brillenhelm (auch bekannt als Vendelhelm) griffen. Denn während ein „guter“ Kriegerhelm eine möglichst glatte Form aufwies, um zum Kopf hin geführte Schläge bestenfalls abgleiten zu lassen, hätte ein Helm mit Hörnern genau das Gegenteil bewirkt und gegnerische Schläge auf die Hörner (die sonst womöglich daneben gegangen wären) sogar zum Kopf hin gelenkt, womit ein erhöhtes Risiko von Nackenverletzungen oder Verlust des Helmes einhergegangen wäre.


Woher aber stammt der weit verbreitete Irrglaube der behörnten Wikingerhelme? Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat sicherlich Richard Wagner, der solche Helme wegen des schönen Bühneneffekts in seinem Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“ bei den Walküren einsetzte. Generell gab es bildliche Überlieferungen von zur See fahrenden Kriegern mit Hörner-Helmen bereits lange vorher. Sie sind z. B. von den seefahrenden Scherden überliefert, die bereits seit der 18. ägyptischen Dynastie (also aus der Zeit vor der ab dem 4. Jahrhundert n. d. Z. einsetzenden Völkerwanderung) bekannt sind. Doch bildliche Überlieferungen von Wikingern mit Hörner-Helmen werden heute aus Mangel an Beweisen als romantisch-verklärt angesehen, auch wenn es natürlich denkbar ist, dass vereinzelt auch solche martialisch anmutenden Helme zum Zwecke psychologischer Kriegsführung eingesetzt wurden.

Der Wikingerschild

Tatsächlich aber trugen die meisten Wikinger überhaupt keinen Helm. Denn während es vergleichsweise viele Funde von Schwertern wie z. B. das bereits oben erwähnte Spatha Typ Vendel aus der Zeit des frühen Mittelalters gibt, ist z. B. die Zahl gefundener Vendelhelme (die bei den Wikingern populärste Helmform zur Vendelzeit) vergleichsweise gering. Die Erklärung für die vergleichsweise geringe Anzahl gefundener Helme ist relativ simpel. Denn während Schwert oder Axt gewissermaßen zur Standardausrüstung eines Wikingers gehörten und diese auch im Alltag, z. B. die Axt bei der Arbeit mit Holz, zum Einsatz kamen, waren Helme (selbst solche aus Leder) teurer Luxus und nicht zwingend nötig.

Der Wikinger verließ sich im Allgemeinen tatsächlich vielmehr auf seine Trutzwaffen (Angriffswaffen) denn auf seine Schutzwaffen. Der klassische Wikingerschild, ein Rundschild aus Holz mit Schildbuckel aus Metall, war die einzige Verteidigungswaffe, die wohl so ziemlich jeder Wikinger trug.

Die Mode der Wikinger

Sowohl als Räuber als auch als Händler verstanden die Wikinger ihr Handwerk. Dies bedingte, dass die Wikinger über Jahrhunderte hinweg Zugriff auf exotische Stoffe wie z. B. Seide hatten. Hafenstädte wie Haithabu und Ribe waren internationale Handelsplätze, an denen Waren aus ganz Skandinavien, aber auch vom Baltikum, aus dem fränkischen Reich, aus dem Rheinland und sogar aus Konstantinopel gehandelt wurden. So konnten sich zumindest die wohlhabenden Wikinger modisch relativ deutlich von ihren ärmeren Stammesbrüdern unterscheiden. Erst mit der zunehmenden Christianisierung Nordeuropas wurde die Mode, also auch die Wikingermode, wieder etwas farbloser. Nichtsdestotrotz sind – das belegen zahlreiche historische Funde und Abbildungen – bestimmte modische „Trends“ und Kleidungsstile über mehrere Jahrhunderte weitgehend unverändert und daher charakteristisch für die Frauen und Männer aus dem hohen Norden.

Die Mode der Wikingerfrauen

Wichtig war den Wikingern vor allem, dass die Kleidung für Frauen und Männer gleichermaßen sowohl zweckmäßig als auch robust sein musste. Die Kleidungsstücke waren daher geschlechterübergreifend meist aus Wolle oder Leinen, seltener aus Leder gefertigt. Die Wikingerfrau kleidete sich in ein knöchellanges Gewand, welches bei den gebärfähigen Frauen (zum Stillen) über den Brüsten geöffnet werden konnte. Über dem Unterkleid trug sie ein schlichtes Oberkleid, ähnlich einer Schürze, dessen Träger mit markanten Fibeln bestückt waren, mithilfe derer sich das Oberkleid leicht öffnen bzw. ganz ablegen ließ. Abhängig vom Stand waren diese Gewandnadeln mehr oder weniger prächtig. Häufig flochten die Wikingerfrauen ihre Haare aufwändig zu Haarknoten, manche trugen ein Kopftuch, und auch der Pferdeschwanz war als Frisur nicht unüblich.

Die Mode der Wikingermänner

Was die Haarlänge angeht, so standen die meisten Wikinger ihren Frauen in nichts nach. Lange Haare waren der Standard, außerdem waren Wikinger meist bärtig und pflegten ihre Bärte mit viel Hingabe. Männer trugen einfache Hosen und eine zur Jahreszeit passende Tunika, darüber mitunter noch einen mehr oder weniger langen Umhang. Bei den aus Leder hergestellten Schuhen gab es keine geschlechterspezifischen Eigenheiten, abgesehen davon, dass die Männer meist größere Füße hatten. Die Lederschuhe und Lederstiefel wurden mit Lederbändern an den Beinen festgebunden, sie waren im Vergleich zur übrigen Kleidung – davon geht man anhand der überwiegend einheitlichen Funde von Wikingerschuhen – keine Status-Symbole. Lediglich im Detail unterschieden sie sich: Während reiche Wikinger gegen die Kälte und für den Tragekomfort entweder Wollsocken trugen oder ihre Schuhe mit Wolle fütterten, griffen die weniger Wohlhabenden zu getrocknetem Gras oder Moos.

Es lässt sich schließlich feststellen, dass sich die Wikinger gar nicht so sehr von anderen Seefahrer-Völkern unterschieden. Auch diese plünderten und eroberten, ließen sich in der Fremde nieder und besiedelten neues Gebiet. Der mit dem Begriff „Wikinger“ verbundene Mythos liegt in erster Linie darin begründet, dass die Wikinger zu Lebzeiten ihren Ruf als gefürchtete Krieger durch europaweit erfolgreiche Eroberungen gefestigt haben und somit nicht nur Eingang in die Geschichtsschreibung fanden, sondern auch Gegenstand sagenhafter Erzählungen wurden. Sie waren aber eben auch fleißige Händler und mutige Entdecker, die sich immer wieder unter Einsatz ihres Lebens auf eine potenzielle Reise ohne Wiederkehr begaben und damit in vielen Teilen der Welt bis heute ihre Spuren hinterlassen haben!

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