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Schwertkunde: Der Aufbau eines Schwertes

Wenn man über Schwerter reden oder von Schwertern erzählen will, dann hilft es ungemein, nicht nur den Aufbau eines Schwertes zu kennen, sondern auch die wichtigsten Begrifflichkeiten verinnerlicht zu haben. Da wir in unseren Produktbeschreibungen regelmäßig von „Fachbegriffen“ Gebrauch machen, soll dieser Artikel grundlegendes Wissen über den Schwertaufbau vermitteln.

Vielleicht sind Sie ja selbst im Dunstkreis der Thematik „Schwert“ schon mal mit Begriffen konfrontiert worden, die ihnen nicht geläufig waren oder sind: Kennen Sie z.B. die Bedeutung von „Ricasso“ oder „Mundblech“? Wenn nein, dann sind Sie in guter Gesellschaft, denn so geht es dem größten Teil der Bevölkerung. Wenn ja, dann haben Sie vielen Mitmenschen etwas voraus. So oder so schadet es nicht, einen Blick auf unsere Illustrationen zu werfen, denn wer den Aufbau eines Schwertes versteht, der weiß auch worauf es bei einem Schwert ankommt.

SCHWERTAUFBAU

Wie auf dem ersten Bild zu sehen, unterteilt man ein Schwert grob in zwei Teile: Heft (1) und Klinge (2)!

Das Heft (1) setzt sich sichtbar aus Griff und Knauf zusammen, das Blatt der Klinge oder auch Klingenblatt (2, 4) geht in den Erl bzw. die Angel (3) über, es handelt sich also um ein einzelnes Teil aus Stahl, das entsprechend den Anforderungen geformt ist. An der Angel bzw. dem Erl (3) wird sowohl der Griff, beispielsweise in Form von Griffschalen, wie auch der Knauf befestigt. Letzterer kann entweder verschraubt oder vernietet sein.

1 | Das Heft
Das Heft, auch genannt die Montierung, bildet sich aus Griff, Knauf und – falls vorhanden – Handschutz, Parierstange oder Korbgefäß. Hier hat die bekannte Redewendung: „Das Heft in der Hand haben“ ihren Ursprung.

2 + 4 | Die Klinge
Die Klinge macht das Schwert zur Waffe. Ist die Klinge an einer Seite scharf geschliffen, dann hat sie dort ihre Schneide, viele Schwerter sind zweischneidig.

3 | Der Erl/Die Angel
Der im Normalfall nicht sichtbare Teil der Klinge. Im Gegensatz zum Klingenblatt bleibt der Erl nämlich von Parierstange, Griff und Knauf verborgen. Eine ausgeprägte Angel ist für die Stabilität der gesamten Schwertkonstruktion unverzichtbar.

5 | Der Knauf
Er dient maßgeblich der richtigen Gewichtsverteilung und sorgt für gutes Handling. Ist ein Schwert kopflastig (das heißt, es liegt viel Gewicht an der Spitze), dann wirkt ein Knauf – je schwerer, desto mehr – dieser Eigenschaft entgegen. Der Knauf ist mit Angel bzw. Erl entweder verschraubt oder vernietet. Vernietet ist fester als verschraubt, lässt sich dadurch aber natürlich nicht so leicht austauschen.

6 | Der Griff
Griffe gibt es in einer Vielzahl von Ausführungen. Meist handelt es sich dabei um Griffschalen aus Holz, die z.B. mit Leder überzogen oder aber mit Draht umwickelt werden. Der Griff ist vor allen Dingen deswegen enorm wichtig, weil das Schwert am Griff zur Verlängerung des Armes wird und ein sicherer „Grip“ das Handling prägt.

7 | Die Parierstange/Kreuzstange
Diese Stange schützt vor Handverletzungen. Sie ist im Prinzip aus dem deutlich kürzeren Handschutz hervorgegangen, wie man ihn z.B. vom römischen Gladius oder Spatha (siehe unten) kennt.

8 | Der Ricasso / Die Fehlschärfe
Die ungeschliffene Basis der Klinge. Verleiht Stabilität und ermöglichte Zweihandtechniken, bei denen das Schwert mit einer Hand am Griff und mit der anderen am Ricasso gehalten wurde.

9 | Die Hohlkehle
Sie reduziert das Gewicht der Klinge und verleiht Stabilität. Von einer einzelnen flachen und breiten Hohlkehle bis zu vielen schmalen und tiefen Hohlkehlen ist alles vertreten. Oder nichts, denn viele Schwerter besitzen überhaupt keine Hohlkehle.

10 | Die Schneide
„Schneide“ bezeichnet den (scharf) geschliffenen Teil einer Klinge. Zweischneidig bedeutet, dass beide Seiten geschliffen sind.

11 | Der Grat
Der Grat verläuft bei (im Querschnitt) rautenförmigen Klingen mittig entlang der Klinge, bis kurz vor der Spitze.

12 | Die Spitze/Der Ort
Die Spitze markiert das spitze Ende der Klinge bzw. des Klingenblattes. Spitzen können abgerundet sein.

13 | Mundblech
Blech an dem Teil der Scheide, in den das Schwert eingeführt wird.

14 | Ortblech
Blech an dem Teil der Scheide, in dem die Schwertspitze ruht.

15 | Schwertscheide

Meist aus Leder, manchmal auch aus Metall gefertigtes Behältnis zum Transport und zur Aufbewahrung des Schwertes.

Ein kurzer Blick auf die Schwert-Entwicklung von der Antike bis in die frühe Neuzeit.

Die nachfolgende Galerie soll zeigen, wie sich die Form der Schwerter im Laufe der Jahrhunderte wandelte. Der Aufbau (Klinge, Heft) blieb im Grunde immer gleich, er wurde jedoch „komplexer“ in seiner Ausgestaltung, insbesondere was die Evolution vom Handschutz über die Parierstange bis hin zum kunstvollen Degengefäß (siehe oben) betrifft. Viele Veränderungen richteten sich in erster Linie nicht nach dem modischen Empfinden der jeweiligen Generationen, sondern nach den Anforderungen an die Art der Kampfkunst und Kriegsführung über die verschiedenen Epochen hinweg.

   

  

Eindrucksvoll zeigt die Galerie auch die Entwicklung hin zum reinen Stichschwert, also Degen & Rapier. Spätestens mit der Vervollkommnung der Plattenpanzerung zur Zeit des 14./15. Jahrhunderts waren die bis dato eingesetzten Schwertklingen aus der Mode, denn Schwerthiebe konnten einen gepanzerten Gegner wenig gefährden. Es brauchte stattdessen eine lange, schmale und vor allen Dingen spitze Klinge, wie wir sie von Degen & Rapier kennen, um gezielt zwischen die Platten stechen zu können. Dieser Umstand – gepaart mit dem immer stärkeren Aufkommen von Schießpulver zu jenen Zeiten – sorgte dafür, dass die langsamen Plattenrüstungen wieder aus der Mode kamen und bald die Fechtkunst das Maß der Dinge war – abgesehen vom Schießpulver natürlich.


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